Das Klassenklima als pädagogisches Instrument
zur Diagnose und zur Behebung von Problemen in Klassen
Idee und © Rolf Beicher, 2008,
Isolde-Kurz-Gymnasium, Reutlingen
Voraussetzung:
Das Verhalten und die Leistungsfähigkeit einer Klasse hängt u.a. ab vom Klassenklima.
Dieses lässt sich aufspalten in 2 Kategorien:
1.) Klassenklima bezogen auf das Verhältnis der Schüler*innen untereinander
und
2.) Klassenklima bezogen auf das Verhältnis der Schüler*innen zu den Lehrer*innen
Messung des Klassenklimas
Die Messung erfolgt in beiden Kategorien mit zwei anonym erhobenen Messwerten:
Ermittlung zweier Klassenklima-Messwerte nach Beantwortung dieser Fragen durch die Schüler*innen:
Falls morgen ein neues Schuljahr beginnt und du selbst die Schüler*innen und Lehrer*innen für eine neue Klasse einteilen kannst,
- wie viele Schüler*innen bzw. Lehrer*innen möchtest du dann in die neue Klasse mitnehmen?"
( =1.Messwert )
- wie viele Schüler*innen bzw. Lehrer*innen möchtest du dann in die neue Klasse nicht mitnehmen?"
( =2.Messwert )
Einzelauswertung allgemein:
Pro Schüler*in wird die Differenz beider Messwerte
a.) als absoluter Wert und
b.) als relativer Wert in Bezug zur Gesamtanzahl ermittelt.
Þ Dieser Wert b.) liegt im Bereich von -100% bis +100%!
Einzelauswertung im Beispiel:
1.) Schüler*innen-Klassenklima-Wert:
Ein Schüler möchte von insgesamt 28 Schülern 26 (darunter natürlich sich selbst) in eine neue Klasse mitnehmen und zwei nicht.
Dann ist der absolute Wert die Differenz 26 minus 2, also 24.
Der Schüler möchte also 24 Schüler mehr mitnehmen als zurückzulassen.
Der relative Wert ist dann 24/28 = 0,857» 86%
Der Schüler hat zu den Klassenkameradinnen eine Zustimmung von 86%.
2.) Lehrer*innen-Klassenklima-Wert:
Derselbe Schüler möchte von 11 Lehrern 3 mitnehmen, 4 aber nicht mitnehmen.
Dann ist der absolute Wert 3 minus 4, also -1.
Der relative Wert ist -1/11 = -0,091 » -9%
Der Schüler hat lehnt die Lehrer mit einem Wert von minus 9% ab.
Eine interpretierfähige Gesamtaussage ergibt sich, wenn mehrere Klassen ausgewertet und verglichen werden und wenn das Verfahren jedes Halbjahr wiederholt wird.
Interessant und Thema für tiefgehende Diskussionen ist:
a.) Die Interpretation und der Vergleich von Klassen.
b.) Die Entwicklung innerhalb einer Klasse in Halbjahresschritten.
Die Schüler sind an den Ergebnisinterpretationen hochinteressiert.
Man kann sie auf dieser Basis gut überzeugen und motivieren z.B.
„Ihr seht deutlich, dass wir in Eurer Klasse an der Verbesserung des Klassenklimas arbeiten müssen."
Ergänzende Info: Den Schüler*innen wurden folgende Auswertungs-diagramme vorgelegt und in den Klassen ausführlich pädagogisch diskutiert.
2010 zog die Bundeszentrale für Politische Bildung
nach und präsentierte ein Projekt KLASSENKLIMA
in maximaler von Sozialwissenschaftlern ausgearbeiteter Form.
Lehrer/innen, die genügend Zeit und Spaß daran haben
sind hier an der richtigen Stelle: